Energy Factor: Russ, vielen Dank, dass Sie heute mit uns über die Situation rund um emissionsärmere Kraftstoffe sprechen. Erzählen Sie uns doch zunächst etwas über Ihre Karriere im Unternehmen.

Russ Green: Für den Großteil meiner beruflichen Laufbahn war ich Teil der Unternehmensbereiche Fuels and Lubricants. In diesen Geschäftsbereichen habe ich bei der Entwicklung und Bereitstellung von Produkten und Kundenlösungen für unsere führenden Marken Exxon, Esso, Mobil, Mobil 1 und Federal mitgewirkt. Ich hatte das große Privileg, mit Partnern wie General Motors, Toyota, Porsche, Red Bull Racing in der Formel 1, NASCAR und der NBA sowie mit unseren fantastischen Händlern und Markengroßhändlern zusammenzuarbeiten. Im Laufe meiner Karriere hatte ich auch die Gelegenheit, mit unseren erstklassigen Technologie- und Fertigungsteams zusammenzuarbeiten, die unsere Produktdifferenzierung und unsere logistische Expertise vorantreiben.

EF: Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie sich ExxonMobil im Bereich emissionsärmere Kraftstoffe engagiert und welche Rolle Sie inmitten der Energiewende einnehmen?

RG: Wir wollen eine führende Rolle bei der Dekarbonisierung der Erde einnehmen. Wir investieren in die Kraftstoffproduktion mit niedrigeren Emissionen – einschließlich Biokraftstoffe und E-Fuel. E-Fuel sind synthetische Kraftstoffe aus Wasserstoff und abgeschiedenem CO2, d. h. Kohlendioxid aus Kohlenstoffabscheidung. Von unserem Projekt für erneuerbaren Diesel im kanadischen Strathcona bis zu unserer Investition in Norwegens Biojet AS – ein Unternehmen, das Holzabfälle in Biokraftstoff umwandelt – haben wir eine Reihe von Projekten angestoßen, die eines Tages viele Märkte global bedienen werden.

Auch unsere Kunden wollen ihre Emissionen reduzieren. Wir arbeiten mit ihnen an emissionsärmeren Kraftstofflösungen, um gemeinsam das Ziel Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Es ist sehr spannend, Teil dieser Bemühungen zu sein. Wie meine Kollegen in den Geschäftsbereichen Product Solutions und Low Carbon Solutions, wende ich das Wissen aus unserer jahrzehntelangen Arbeit mit konventionellen Kraftstoffen in Kombination mit neuen Erkenntnissen bei der Entwicklung dieser neuen Kraftstoffen an.

EF: Sie haben bereits das Engagement von ExxonMobil bei der Bereitstellung dieser Lösungen beschrieben. Können Sie uns etwas über die Sicht des Unternehmens auf den Transportsektor erzählen?

RG: Unser Fokus ist es, einige der Sektoren mit den höchsten Emissionen zu identifizieren. So können wir herausfinden wie wir innovative Lösungen und Produkte einsetzen können, um sie zu dekarbonisieren.

Heute macht das Transportwesen 23 % der energiebezogenen Kohlendioxidemissionen weltweit aus. Davon stammen etwa 52 % aus Schwerlasttransporten mit LKWs, Flugzeugen und Schiffen. Wir arbeiten daher an der Entwicklung alternativer Kraftstoffe, um diese Emissionen im Schwerlastverkehr sowie in der Luft- und Schiffahrt zu senken.

Einerseits bringen wir Projekte voran, bei denen konventionelle Biomasse für die Produktion verwendet wird. Andererseits machen wir Fortschritte beim Einsatz skalierbarer Technologien, die modernde Biomasse – wie Reststoffe aus der Forstwirtschaft oder erneuerbare Flüssigkeiten aus Wasserstoff und Kohlendioxid – in Transportkraftstoffe umwandeln. Wir wollen eine führende Rolle einnehmen. Wir konzentrieren uns darauf, Kraftstoffe zu liefern, die sich unsere Kunden aus allen Transportsektoren wünschen.

Im Fortschirttsbericht „Advancing Climate Solutions“ können Sie mehr über das Engagement des Unternehmens erfahren. Wir planen z. B. bis 2025 täglich mehr als 40.000 Barrel emissionsärmerer Kraftstoffe zu produzieren – und bis 2030 etwa 200.000 Barrel pro Tag. Wenn wir diese Ziele erreichen, können wir weltweit die Treibhausgasemissionen um mehr als 25 Millionen Tonnen reduzieren.

EF: Das ist ein beeindruckender Gesamtüberblick auf die Arbeit des Unternehmens und die Möglichkeiten, sie auf den Transportsektor anzuwenden. Können Sie uns genauer berichten, woran gerade gearbeitet wird?

RG: Auf jeden Fall – betrachten wir einmal die Luftfahrt und welche Arbeit wir in dieser Branche leisten. Beim Gedanken an Emissionen aus dem Transportsektor denken die meisten an den Straßenverkehr. Aber was den Luftverkehr angeht, gibt es aus einer Vielzahl von Gründen keine praktische Möglichkeit, mit elektrischen Flugzeugen zu fliegen. Die Prototypen wasserstoffbetriebenener Flugzeuge haben einige sehr große technische Hürden zu bewältigen.

Damit wir die Emissionen in dieser Branche schnell senken können, muss die Welt also die Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen an vielen Standorten rund um den Globus deutlich erhöhen.

EF: Was sind nachhaltige Flugkraftstoffe?

RG: Im Grunde reden wir bei nachhaltigen Kraftstoffen darüber, wie wir nachhaltige Rohstoffe in Kraftstoff umwandeln können. Konkret versuchen wir aus verschiedenen Rohstoffen wie Pflanzenölen, verbrauchten Speiseölen und Reststoffen aus der Forstwirtschaft, Kraftstoffe herzustellen. Diese Biokraftstoffe werden eine wichtige Rolle in einer emissionsärmeren Zukunft spielen und nehmen in unserer Strategie eine Schlüsselrolle ein.

In der Luftfahrt arbeiten wir eng mit unseren Kunden – den Fluggesellschaften – zusammen. Nur so können wir gewährleisten, dass unsere Produkte, die strengen Qualitätsvorschriften unterliegen, tatsächlich einsatzbereit sind und in der bestehenden Flotte verwendet werden können. Das bedeutet, dass sie einfach in die aktuelle Infrastruktur des Luftfahrtsektors integriert werden können.

EF: Das klingt bereits nach einer großen Leistung. Sicherlich es ist auch eine wichtige Aufgabe, die es zu lösen gilt. Inwiefern erkennen Sie Fortschritte von ExxonMobil in dieser Sache?

RG: Wir verfügen über die Strategie und die branchenführenden Fähigkeiten, die wir zum Erfolg benötigen. Auch sind wir Experten in der Lieferung und dem Vertieb von Flugkraftstoff. Gemeinsam mit Dritten können wir so unsere Kunden in Frankreich, Singapur und dem Vereinigten Königreich mit nachhaltigem Flugkraftstoff versorgen und den kurzfristigen Bedarf stillen. Im Laufe der Zeit wollen wir an mehreren Standorten weltweit nachhaltige Flugkraftstoffe produzieren, damit wir den Bedarf unserer Kunden an nachhaltigem Kraftstoff besser decken können.

Als Mitarbeiter sprechen wir immer wieder darüber, dass dies der richtige Bereich ist, um zur Energiewende beizutragen. Es gibt anhaltende technische und marktspezifische Herausforderungen, die kontinuierliche Innovationen erfordern, um unsere Produktion emissionsärmerer Kraftstoffe zu erhöhen.

EF: Das klingt auf jeden Fall nach einer aufregenden Zukunft. Wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Russ.

RG: Es hat mich sehr gefreut. Wir haben großartige Leute, die bereit sind, das umzusetzen!

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