Zunächst stellt sich die Frage, was Erdgas eigentlich ist. Erdgas ist ein kohlenwasserstoffhaltiges Gasgemisch, das hauptsächlich aus Methan besteht, und sich organisch in Ablagerungen tief unter der Erdoberfläche bildet. Es kann als Energiequelle in den Bereichen Wohnen, Gewerbe, Industrie und Transport Verwendung finden. Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung emittiert Erdgas bis zu 60 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) als Kohle, wenn es zur Energieerzeugung verbrannt wird.

Wofür kann Erdgas verwendet werden?

Erdgas kann Energie für viele verschiedene Anwendungen erzeugen – hauptsächlich für die Stromerzeugung, die Hauswärme und das Kochen sowie für die Erzeugung hoher Temperaturen bei industriellen Prozessen. Es kann auch als Rohstoff für die Herstellung chemischer Produkte und zur Erzeugung von Wasserstoff verwendet werden, der bei der Verbrennung als Kraftstoff kein CO2 abgibt. Diese Vielseitigkeit trug laut der Internationalen Energieagentur (IEA) dazu bei, dass sich die weltweite Nachfrage nach Erdgas 2019 im Vergleich zu 2018 um 1,5 Prozent erhöht hat.

Welche Rolle spielt Erdgas beim Erreichen der europäischen Klimaziele?

Zu den ambitionierteren Zielen Europas zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen leistet Erdgas einen wichtigen Beitrag. Das liegt nicht nur an den Emissionsvorteilen von Erdgas im Vergleich zu Kohle. Erdgas kann zur Erzeugung von Wasserstoff verwendet werden und stellt zudem einen Partner für Wind- und Solarenergie dar, wodurch für Europäer eine zuverlässige, kohlenstoffarme Energieversorgung sichergestellt ist. 2018 deckte Erdgas rund 21 Prozent des gesamten Energiebedarfs in der EU.

Und was ist Flüssigerdgas (LNG)?

Flüssigerdgas (LNG) ist Erdgas, welches bis zu dem Punkt abgekühlt wird, an dem es sich verflüssigt. LNG ist eine stabile, ungiftige, nicht korrosive Flüssigkeit, die einfach und sicher transportiert werden kann. Dadurch ist es möglich, Erdgas in großen Tankschiffen weltweit zu transportieren, wodurch lange Pipelines überflüssig werden und Länder Erdgas aus zahlreichen Quellen importieren können. Erdgas benötigt als Flüssigkeit viel weniger Volumen und kann daher in enormen Mengen transportiert werden.

Viele LNG-Tankschiffe sind an den charakteristischen blasenförmigen Lagertanks erkennbar.

LNG wird in der Regel nach der Ankunft am Zielort wieder in Gas umgewandelt und versorgt in dieser Form die Haushalte und Unternehmen vor Ort. Manchmal werden LNG und komprimiertes Erdgas (CNG) auch als Kraftstoff für Schwerlastfahrzeuge wie Lkws, Busse und Schiffe verwendet, da Erdgas weniger CO2 als Diesel oder Schweröl abgibt.

Nutzung der vorhandenen Infrastruktur

Die für die Distribution und Nutzung von Erdgas benötigte Infrastruktur existiert in Europa bereits. Gas fließt durch eine Vielzahl von Pipelines auf dem gesamten Kontinent. LNG-Terminals für den Gasimport haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Derzeit sind in Europa 36 LNG-Terminals mit einer kombinierten Ausspeisekapazität von rund 241 Milliarden Kubikmeter (cbm) pro Jahr in Betrieb und es wird an der Erhöhung dieser Kapazität gearbeitet.

Das Terminal Adriatic LNG in der nördlichen Adria kann etwa 10 Prozent des Erdgasbedarfs Italiens importieren. Adriatic LNG ist eine schwerkraftbasierte Anlage aus Beton, die sich 15 km vor der italienischen Küste von Veneto befindet. Sie ist die erste ihrer Art. Eigentümer und Betreiber dieses LNG-Terminals zur Regasifizierung ist ein Joint Venture aus ExxonMobil Italiana Gas (eine Tochtergesellschaft von ExxonMobil), Qatar Terminal Company Limited (eine Tochtergesellschaft von Qatar Petroleum) und Snam Spa, ein europäischer Marktführer im Bereich Bau und integriertes Management von Erdgasinfrastruktur. Sehen Sie sich unseren kurzen Film an, um mehr über die Leistungen von Adriatic LNG zu erfahren:

 

An der britischen Atlantikküste ist das LNG-Terminal South Hook in der Lage, mehr als 20 Prozent des Erdgasbedarfs des Vereinigten Königreiches zu importieren, und das zu einem Zeitpunkt, an dem das inländische Angebot rückläufig ist. Das Terminal verfügt über eine voll integrierte Lieferkette, die sich von den Erdgasfeldern von Katar im Persischen Golf bis zur Küste von Westwales erstreckt.

Die Energiesicherheit hängt von der Diversifizierung der Energieversorgung ab und der Import von LNG erhöht die verfügbaren Bezugsquellen erheblich. Weltweit wird der LNG-Handel bis 2040 voraussichtlich fast 20 Prozent des weltweiten Erdgasbedarfs decken.

Ergänzung erneuerbarer Energien

Die Erzeugung erneuerbarer Energie aus Windturbinen und Solaranlagen wird eine immer wichtigere Rolle bei der Reduzierung der Kohlenstoffemissionen spielen – und Erdgas stellt eine ergänzende Energiequelle zu diesen Erzeugungsmethoden dar.

Solaranlagen und Windturbinen erzeugen bei bestimmten Wetterverhältnissen Strom, während Erdgas eine konstante und zuverlässige Energiequelle darstellen kann, um die natürlich Fluktuation von erneuerbaren Energien zu ergänzen und den Gesamtbedarf an Strom zu decken. Der planbare Energiefluss durch Erdgas unterstützt auch weitere zusätzliche Netznebenleistungen – wie die Frequenzregelung.

Erdgas unterstützt die Energiewende und reduziert CO2-Emissionen

Da sich Europa immer weiter von der Kohlekrafterzeugung wegbewegt, ist Erdgas ein zunehmend wichtigerer Bestandteil des europäischen Energiemix.

Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass kohlenstoffarme Gaslösungen (wie Wasserstoff) eine wesentliche Rolle dabei spielen werden, die EU bei der Erreichung ihrer Ziele der Netto-Klimaneutralität bis 2050 zu unterstützen. In Kombination mit der Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (CCS) ist Erdgas eine kostengünstige Möglichkeit, Wasserstoff als kohlenstofffreien Energieträger zu erzeugen.

Erdgas kann Privathaushalte, Unternehmen und die Schwerindustrie mit Energie versorgen. Da Europa bereits von einer gut ausgebauten Infrastruktur versorgt wird, bietet Erdgas eine Lösung, die jetzt schon in großem Umfang eingesetzt wird.

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